Protestschreiben Kaiser Heinrich V. (1106-1126) an den Mainzer Klerus aus dem Jahr 1116  -  Zerstörung der Stromburg

 

In einem Brief  an die Mainzer schreibt  Kaiser Heinrich V. im Dezember des Jahres 1116:

 

"Sed frustrato deo gratias labore rediens congregatis quos potuit, castrom nostrum Struomburc funditus destruxit.  Deinde alia castra nostra contumaciter obsedit"

 

Quellen:
Jaffé, Philipp, Monumenta Bambergensia, Codes Udalrich Nr. 177, Seite 311
Manfred Stimmig, Mainzer Urkundenbuch (Erster Band) Nr. 467 Seiten 374-376

 

Kaiser Heinrich beschwert sich in diesem Brief an die Mainzer Bevölkerung und den Mainzer Klerus über die Überfälle ihres Erzbischofs Adalbert I. auf kaiserliche und kaisertreue Besitzungen, so auch auf die Stromburg, die von diesem (wahrscheinlich an Ostern) 1116 "funditus" - von Grund auf  - zerstört worden ist.

 

Der Hintergrund:

Schon unter Kaiser Heinrich IV (1050 - 1106) schwelte  der sogenannte Investiturstreit (1076 - 1122) zwischen Kaiser und Papst über das Einsetzten "investieren" von Geistlichen, wie Bischöfe oder Äbte. Kaiser Heinrich V. ernannte nach der Machtübernahme 1106 seinen engen Vertrauten und Parteigänger gegen seinen Vater  Heinrich IV. Adalbert von Saarbrücken  zum Reichskanzler. Da aber damals dem Erzbischof von Mainz dieses Amt grundsätzlich übertragen war, musste auch Adalbert vom Kaiser "investiert" werden, was erst nach dem Tod des Mainzer Erzbischofs Ruthard  1109 geschehen konnte.

Wohl eher wegen der erfolglosen Forderung nach der Burg Trifels als aus Überzeugung, wandelte sich Adalbert von einem Freund zu einem erbitterten Feind Kaiser Heinrich V., der ihn auch daraufhin gefangen nahm, aber wegen eines Aufstandes der Mainzer Bevölkerung 1115 wieder freilassen musste. Der hasserfüllte Adalbert nutzte fortan jede Gelegenheit Kaiser Heinrich V. zu schaden, und führte Krieg gegen diesen, belagerte z. B. das kaisertreue Speyer und die Abtei Limburg

 

Bedeutung für die Stromburg:

Für die Stromburg kann dieses eigentlich negative Ereignis nicht hoch genug bewertet werden, ist sie doch für einen Moment Teil der Deutschen Reichsgeschichte und tritt auch namentlich in direkter Verbindung mit den damals handelnden Mächtigsten des Reiches.

Für den Überfall auf die Stromburg dürfte die räumliche Nähe zum Mainzer Territorium als auch die Gelegenheit ausschlaggebend gewesen sein, da Kaiser Heinrich V. sich 1116 in Italien aufhielt. Dass er sie als "castrum nostrum" = unsere Festung bezeichnet hat wohl eher rhetorische Gründe. Trotzdem muss die Stromburg für die damals regierenden Kaiser schon eine gewisse Bedeutung gehabt haben, sonst hätte man ihre Zerstörung bei der Vielzahl an Reichsburgen in der näheren Umgebung nicht in Erwägung gezogen.

 

Zerstörung der Stromburg?

Den Zerstörungsumfang bezeichnet Kaiser Heinrich V.  mit "Funditus" - bis zu den Grund- mauern. Die Ausgrabungen der archäologischen Denkmalpflege konnte allerdings eine gewaltsame Zerstörung der Stromburg auf dem Pfarrköpfchen nicht nachweisen. Sie wurde Ende des 12. / Anfang des 13. nach der Auflassung systematisch abgetragen.

Es stimmt sicherlich, dass es ein Angriff gegeben hat, der aber anscheinend nur geringen Schaden anrichtete oder sogar nur symbolisch war.  Bei dem Schreiben handelt es sich vielmehr um eine Propagandaschreiben des Kaisers um die Mainzer von den Verfehlungen ihres Erzbischofs zu überzeugen und sich gegen ihn zu erheben.

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