Die "Herren" der Alten Stromburg
im Laufe der Zeit

 

Die Herren "von Stromburg" und die salierzeitliche Stellung der Alten Stromburg

In einer kaiserlichen Urkunde aus dem Jahr 1056 und in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Ruthard im Jahr 1090, ist ein Graf Bertold "von Stromburg" als Zeuge benannt. In derselben Urkunde von 1090 erscheint auch ein Wolfram als Vogt mit dem Zusatz "von Stromburg".

 

Sie bestätigen die Existenz der Stromburg als Reichsburg für die Zeit der "salischen" Könige und Kaiser (1024-1126).

 

Zu den Anfängen der Alten Stromburg auf dem Pfarrköpfchen heißt es bei A. Pöschl (s. Literatur --> Quellen): "Drei während der archäologischen Ausgrabungen der 80iger Jahre  gefundene Denare aus dem  zweiten Viertel des 11. Jahrhunderts legen - unter großen Vorbehalten - nahe, dass die  Burganlage auf dem Pfarrköpfchen zusammen oder nur wenige Jahrzehnte vor dieser ersten Nennung von 1056 gegründet wurde, und somit als die "Stromburg" gelten kann,  die in den Urkunden dieser Zeit vorkommt".

 

Erste urkundliche Erwähnung 1056

Bei der ersten schriftlichen Erwähnung handelt sich um eine verschollene  Urkunde des Kaiser Heinrich III. (28.10.1017 - 05.10.1056) vom 31. Mai oder 30. Juni 1056, die in mehreren teilweise abweichenden Fassungen (Urkundenfälschungen) überliefert worden ist. Die Angaben - soweit sie die Stromburg betreffen - gelten jedoch in der Forschung als überwiegend gesichert.

Zwei befinden sich in der Bibliotheque Nationale Paris, eine im Staatsarchiv Koblenz und ein Exemplar möglicherweise in Heidelberg.

In diesem "Urkundenkomplex" geht es um eine kaiserliche Verfügung, in dem er die Rechte des Vogts des Klosters St. Maximin in Trier neu regelt. Dabei erscheint in den verschiedenen Versionen ein  Graf  "Bertolfo scilicet comite de Strumburg" oder "Berhdolfi de Struomburg comitum" in der Zeugenliste und auch als kaiserlicher Gesandter, vor dem die Mitglieder der Abtei eidliche Auskunft über die früheren Rechte des Vogts geben mussten.

 

Die Bertolde

Die "Bertolde"von Stromburg stammen aus der Familie der Bertolde oder Beceline / Bezeline" (= italienischer Kosename für Berthold), genannt nach dem Leitnamen Bertold des jeweils ersten männlichen Nachkommen. Die Bertolde waren alle treue Anhänger und engste Vertraute sowohl der ottonischen (919-1024) wie auch der ihnen folgenden salischen Kaiser (1024-1125) und erscheinen erstmals in einer Urkunde des Kaisers Otto III. von 972. Sie waren hauptsächlich Gaugrafen in dem benachbarten Maifeldgau und Trechir- oder Trachgau. Die Gaue waren mittelalterliche Verwaltungsbezirke und gehörten zum Herzogtum Lothringen  Der Trachgau umfasste das Gebiet ungefähr im Dreieck zwischen Enkirch / Mosel, Koblenz und Oberwesel, mit dem Hauptort "Trihis" Treis-Karden, das Maifeld das Gebiet um Mayen bis zu Mosel. Der letze Bertold im Trechirgau, Bertold vor Treis, starb 1120 kinderlos.

 

Verwandtschaftliche Beziehungen der Bertolde und die Emichonen

Die verwandtschaftlichen Beziehungen der Bertholde "von Stromberg" untereinander (1056 / 1090) und mit denen des Trechirgaus - insbesondere zu Bertold von Treis - lassen sich nicht endgültig klären, doch kann man aus den Urkunden von 1056, 1072 und 1090 folgende verwandtschaftliche Beziehung entnehmen:

 

In der Mainzer Urkunde von 1090, erscheint ein Graf Bertold von Stromburg zusammen mit seinem Sohn - ebenfalls Bertold genannt - und seinem Bruder Graf Emich in der Zeugenliste. In ihr schenkt der Mainzer Erzbischof Ruthard dem Kloster St. Alban mehrere Besitzungen.

 

Die Brüder lassen sich als die Neffen des Trechirgaugrafen Berthold identifizieren, der 1072 die Eigenkapelle zu Ravengiersburg aus der Mutterkirche ausgliedern läßt, und 1074  das Kloster Ravengiersburg gründete. Aus der Urkunde von 1072 geht hervor, dass seine Schwester Kunigunde mit dem zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenem Nahegaugraf Emich verheiratet war, da sie als Witwe bezeichnet wird.

 

Die sogenannten "Emichonen" sind seit 960 als Nahegaugrafen nachweisbar, bis sich der letzte Nahegaugraf Emich, es ist derjenige aus der Urkunde von 1090, nur noch Graf von Flonheim (1098)  und später von Schmidtburg (1107) nennt. Er gilt als Stammvater der späteren Wild-, Rhein-, Rau- und Grafen von Veldenz und muss um 1108 verstorben sein.

 

Er erhält nach dem Ableben seines kinderlos gebliebenen Onkels um 1080 dessen Erbe - insbesondere die Vogtei über Kloster Ravengiersburg. Sein Bruder Berthold aber muss von Kaiser Heinrich IV. als Graf für den Bereich der Stromburg eingesetzt worden sein, da er sich 1090 nach ihr benennt. Unter Vorbehalten kann man davon ausgehen, dass er dieses Amt durch seinen Onkel vom Kaiser erhalten hat, dass also der Trechirgaugraf und Klostergründer Bertold  zuvor auch Graf über die Stromburg war. Ob er der Berthold war, der sich in der Urkunde von 1056 "von Stromburg" nennt, oder sein Vater, wie J. Wagner (siehe Quellen) es darstellt, ist mangels Informationen aus dieser Zeit nicht zu klären.

 

Die obersten Herren der Alten Stromburg

Die Stromburg scheint aber für ihre obersten Dienstherren, den salischen Kaisern, nach wie vor von einiger Bedeutung gewesen zu sein, wie die Ereignisse der Jahre 1116/1120 zeigen,  in der sie sogar Gegenstand der deutschen Reichsgeschichte wird. Als "Castrum nostrum  Strumburg" (= Unsere Burg) bezeichnet Kaiser Heinrich V. die Stromburg in einem Brief an den Mainzer Klerus (siehe Urkunde 1116). 

 

1156 endet die Reichsunmittelbarkeit der Stromburg mit der Übertragung der Pfalzgrafschaft am Rhein (die auch aus Gebieten des Trechir-  und Nahegaues hervorgegangen ist) an Konrad von Hohenstaufen durch seinen Halbbruder Kaiser Friedrich Barbarossa. Oberste Herren sind fortan die Pfalzgrafen am Rhein.

 

Nach A. Pöschl (s. Quellen) hat Pfalzgraf Konrad (ca. 1134/36-1195) die Alte Stromburg bis zur endgültigen Größe ausgebaut. Vielleicht war er es aber auch bereits, der die "Burgenverlagerung" der Stromburg von Pfarrköpfchen (Alte Stromburg)  zum gegenüberliegenden  Schloßberg (Stromburg) veranlasst hat.

 

Die Alte Stromburg auf dem Pfarrköpfchen ist nach den  Erkenntnissen der archäologischen Ausgrabung Ende des 12. bzw. Anfang des 13. Jahrhunderts aufgegeben und als Steinbruch bis auf die Grundmauern abgetragen worden.

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