Geschichte der Alten Stromburg

 

Die Alte Stromburg auf dem Pfarrköpfchen wurde in den Jahren 1984 bis 1988 vom Landesamt für Denkmalpflege ausgegraben, weil man die Mauerreste auf dem Pfarrköpfchen wegen der Mauerwerkstechnik für römerzeitlich hielt. Gefunden wurde jedoch die bis dahin unbekannte 3.Burg, die in Lehensurkunden der Pfalzgrafen Ruprecht I. von 1353 und im Lehenverzeichnis des Pfalzgrafen Rupprecht III. von 1401 als "Alte Burg zu Stromberg" bezeichnete wird.

 

 

Anhand der Funde und des Befundes der Grabung kann zumindest die Hauptburg, die aus einem einzigen großen Gebäude besteht, mit den Bertholden von Stromburg in Zusammenhang gebracht werden, die in Urkunden von 1056 und 1090 erscheinen. Spätestens zu Beginn des 13.Jahrhunderts ist die Burg dann zugunsten der strategisch günstiger gelegenen Stromburg auf dem Schlossberg aufgelassen und fast gänzlich abgetragen worden.

Ein im 19.Jahrhundert betriebener Kalksteinbruch hat den Bestand der Burg noch um ca. ein Drittel reduziert.

 

Die Hauptburg vom Bautyp "Festes Haus" mit bis zu 2,5 Meter starken Mauern und zur Angriffsseite mit doppelter integrierter Spitze ausgestattet, ist zusammen mit der bautechnisch bedeutenden Kapelle, die vom Typ her als "Vierstützen-Doppelkapelle" gedeutet werden kann, einzigartig für den Burgenbau des 11. und 12. Jahrhunderts.

 

- Vorgängerburg der Stromburg auf dem Schlossberg -
 
Die erste schriftliche Erwähnung der Alten Stromburg stammt aus dem Jahr 1056. Es wird innerhalb einer Zeugenliste u. a. ein "Bertolfo scilicet comite de Strumburg" aufgeführt. Die Bertolde von Stromberg scheinen sowohl mit den Nahegaugrafen, dem Geschlecht der Emichonen, als auch mit den Grafen des Mosel- und Trechirgaus, den Bertolden, verwandt gewesen zu sein.

 

Die mittelalterliche Burganlage wurde auf einem Bergsporn errichtet, dessen Gelände zu drei Seiten hin steil abfällt. Nur in östlicher Richtung steigt das Gelände deutlich an. Das älteste Gebäude befindet sich auf der Kuppe des Bergsporns. Alle Mauerzüge stammen aus einer Bauphase. Lediglich die versetzt angebrachte zusätzliche Spitze ist jüngeren Datums. Die Auswertung der Keramik ergab eine Nutzung des Kernbaus von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis um 1200. Während der Grabung wurden drei Denare aus dem zweiten Viertel des 11.Jahrhunderts geborgen. Die erste schriftliche Erwähnung der Grafen von Stromburg 1056 scheint etwa mit dem Bau der Burg zusammenzufallen.

 

Bei der Gestalt des Kernhauses handelt es sich um den Bautyp des so genannten "Festen Hauses". In einer Urkunde von 1116 beschreibt Heinrich v: gegenüber den Bischöfen und Bürgern der Stadt Mainz, dass seine Burg Stromburg von Erzbischof Adalbert von Mainz vollständig zerstört worden sei: "Castrum nostrum Struomburc funditus destruxit".


 

Der zweite bedeutende Bau der Anlage ist die Burgkapelle. Mit den vier Säulen im Innern, kann sie in der Tradition der Vierstützen-Doppelkapellen gesehen werden. Die Stützen könnten aber auch als Auflage für eine U-förmige Empore gedient haben. Hervorzuheben ist neben der Form der Kapelle insbesondere der prachtvoll gestaltete Fußboden. Eine Entstehung in der Mitte des 12. Jahrhunderts erscheint daher wahrscheinlich. Zeitgleich mit der Kapelle wurde südlich an den Kernbau der untere Burgbereich angesetzt.

 

Die Anlage auf dem Pfarrköpfchen lag topographisch und strategisch ungünstig. Diesen offensichtlichen Schwachpunkt versuchte man zunächst durch die diversen Spitzen auszugleichen: Auch wurde das zur Verfügung stehende Gelände bald zu klein. Für die Kernanlage des 11.Jahrhunderts reichte der Platz offensichtlich aus, bereits bei der Erweiterung im 12.Jahrhundert musste man aber auf einen tiefer gelegenen Bereich ausweichen. Spätestens nach dieser Ausbauphase bestand keine Möglichkeit mehr, die Burg auszuweiten.

 

Als Nachfolgebau ist die heutige Stromburg auf dem gegenübergelegenen Schlossberg anzusehen. Am wahrscheinlichsten erscheint deren Erbauung gegen Ende des 12. Jahrhunderts oder im 13. Jahrhundert.

 

Nach der Auswertung der Keramik wurde die Alte Stromburg auf dem Pfarrköpfchen um 1200 oder spätestens Anfang des 13. Jahrhunderts aufgegeben. Für den Nachfolgebau auf dem Schlossberg wäre dann eine Bautätigkeit beispielsweise ab 1195 denkbar, als der Welfe Heinrich nach dem Tod Konrads von Staufen mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt wurde, oder auch nach 1214, als sie an die Wittelsbacher überging.

 

(Auszug aus: Antje Pöschl, "Castrum nostrum Struomburc funditus destruxit"?, die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen der Stromberger Burg auf dem Pfarrköpfchen im Hunsrück)

 

Dr. M. Witteyer, Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Archäologie, Mainz,
Große Langgasse 29, 55116 Mainz,

 

Tel. 06131 [/] 2016300,Fax 06131 [/] 2016333,

 

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